Naturschutz im Rahmen der Neugestaltung des Stadtparks

Blühwiesen und Insektenhotels allein reichen nicht

Im Stadtentwicklungsausschuss vom 1. Juni 2022 stellte Frau Ferber vom Projektierungsbüro Ingenieurberatung Lorenz GmbH die geplanten Maßnahmen zur Neugestaltung des Stadtparks rund um die Stadtmauer vor.

Aus den erschreckenden Erfahrungen mit ebendiesen Maßnahmen am Europaplatz, wo entgegen vorheriger Versicherungen dann doch ein totaler Kahlschlag entlang der Mauer vorgenommen wurde, stellten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bad Münstereifel im Vorfeld einen weitreichenden Antrag zum Naturschutz innerhalb dieser Maßnahmen. In einer eigenen Begehung hatten wir uns anhand der im Ratssystem hinterlegten Pläne vor Ort ein Bild gemacht und für uns wichtige Punkte zusammengestellt.

Leider fand unser Antrag in der Sitzung kein Echo, jedoch wurden die meisten unserer Punkte im Laufe der Debatte bereits entkräftet, und so blicken wir gespannt und voller Hoffnung in die Zukunft.

Bei der Sorge des kompletten Kahlschlags direkt an der Stadtmauer gibt es zunächst eine kleine Atempause: Die Maßnahmen dort sollen erst im Zusammenhang mit der Sanierung der Mauer im Detail geplant werden. So besteht noch Hoffnung darauf, dass zumindest einzelne Gebüschinseln für den Vogelschutz erhalten bleiben und doch nicht alle Bäume gefällt werden.

Das von uns eingeforderte Artenschutzgutachten für die Stadtmauer wurde laut Verwaltung bereits angefordert und erstellt, lag jedoch nicht rechtzeitig vor der Sitzung vor und wird nachgereicht. Laut diesem Gutachten wohnen in der Stadtmauer angeblich weder Vögel noch Fledermäuse – was uns doch sehr wundert, denn von Fledermäusen wissen wir es sicher.

Besondere Sorge bereitete uns der Vermerk „Pflanzhänge durchforsten“, der immer wieder in den Plänen auftaucht. Auf unsere Nachfrage im Ausschuss erläuterte Frau Ferber, dass hier wirklich nur pflegerische Maßnahmen vorgesehen seinen, also das Entfernen von durchgeschossenen Wildkräutern, Baumschösslingen und Ähnlichem, die Randbeschneidung und sonstiges „auf Vordermann Bringen“ der Bodendecker, keinesfalls aber ihre komplette Entfernung. Auch Sträucher sollen nur pflegerisch zurückgeschnitten werden, nur zwei bereits eingegangene müssen entfernt werden.

Einzelne Bäume sollen entnommen werden, weil sie teils krank sind (das haben wir vor Ort auch so gesehen) und teils zu nah an Anlagen stehen, die sie zu beschädigen drohen. Wir haben eindringlich auf die Notwendigkeit von genügend Schatten hingewiesen, der insbesondere mit der zunehmenden starken Erwärmung in den kommenden Sommern von Belang sein wird. Aus unserer Sicht wäre der Hohlwegcharakter, den der Weg rund um die Stadtmauer jetzt hat, unbedingt beizubehalten. Und auch an den vielen tollen Spiel- und Ruheplätzen, die im gesamten Areal geplant sind, sollten unbedingt genügend größere Bäume für Schatten, Sauerstoff und Feuchtigkeit sorgen.

Wo Neupflanzungen notwendig werden, sieht sich die Verwaltung auf eine Pflanzliste aus dem Jahr 1973 zurückgeworfen, wobei lediglich Pflanzen ausgeschlossen, jedoch keine neuen ergänzt werden können. Dies ist insofern problematisch, als von 35 dort aufgeführten Pflanzenarten nur 10 einheimisch sind. Unter den restlichen sind mit Kirschlorbeer und Schneebeere zwei hochinvasive und mit Schneebeere und Goldregen zwei giftige – der Goldregen ist sogar extrem giftig, an seinen Samen sind bereits Kinder zu Tode gekommen.
Es wurde uns jedoch versichert, dass giftige Pflanzen auf keinen Fall verwendet werden sollen (obwohl die Schneebeere ausdrücklich im Plan vorgesehen ist).

Nicht nur einheimisch, sondern am besten lokal sollte auch das Saatgut für die geplanten „Blühwiesen“ sein – auch wenn die daraufhin vielleicht nicht ganz so bunt ausfallen, wie man es sich gerne vorstellt. Menschen und Insekten haben unterschiedliche Beurteilungen, wenn es um eine gelungene Wiese geht …

Es sollen Insektenhotels und Fledermauskästen aufgestellt werden. Eine denkmalgeschützte Kontermauer, die mit ihrem Bewuchs ein wertvolles Biotop darstellt, soll nach Aussage der Verwaltung „nicht angerührt“ werden. So hoffen wir denn, dass in dem neu hergerichteten Stadtpark nicht nur die Menschen Unterhaltung und Entspannung finden werden, sondern auch die Tierwelt sich noch in ihrem Zuhause wohlfühlt – vielleicht sogar mehr als zuvor?!

Zu diesem Thema erschien ein ausführlicher Artikel im Kölner Stadtanzeiger/der Kölnischen Rundschau (leider nur mit Plus-Abo oder Papierabo vollständig lesbar):

https://www.ksta.de/region/euskirchen-eifel/bad-muenstereifel/plaene-fuer-bad-muenstereifel-sport–spiel-und-sonnenbaden-im-wallgraben-39743900

 

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